Oft wird so getan, als sei Testen eine schwierige Aufgabe:
Fehler suchen, Risiken kontrollieren, sicherstellen, dass alles klappt.
Aber eigentlich ist Testen ein einziges großes Fest der Missverständnisse. Nichts ist so schön wie ein System, das sein wahres Wesen zeigt:
- Diese eine Berechnung, die sich selbst etwas zu ernst nimmt.
- Die API, die denkt: „Authentifizierung? Nicht doch, vertrau mir einfach!“
- Das Formular, das sich weigert, gesendet zu werden, weil es offenbar etwas zu sagen hat.
Testen ist die Kunst, über die Logik zu lachen. Nicht zynisch, sondern mit aufrichtiger Verwunderung darüber, was wir offenbar für normal halten. Wir glauben, dass wir Systeme bauen. In Wirklichkeit bauen wir Verhalten. Und das verhält sich selten so, wie es beabsichtigt ist. Darin liegt die Schönheit.
Jeder Bug ist ein kleiner Beweis dafür, dass wir noch menschlich sind. Dass irgendwo jemand dachte: „Das wird nie passieren.“ Und, dass es dann doch passiert ist. Wir feiern das mit Screenshots, Berichten und gelegentlich einem subtilen „Ich hab’s dir doch gesagt“ im Daily Meeting.
Testen ist kein Kampf gegen Fehler. Es ist eine Form der Archäologie. Wir graben nicht im Sand, sondern in Annahmen. Und wenn wir etwas finden, legen wir es vorsichtig frei. Nicht, um Schuld zu suchen, sondern Bedeutung.
Das Schöne am Testen ist, dass es einem beibringt, Unvollkommenheit zu lieben. Denn Perfektion ist langweilig. Perfektion lehrt nichts. Fehler hingegen … haben Charakter. Sie erzählen Geschichten. Sie erinnern uns daran, dass Systeme wie Menschen sind: gut gemeint, aber nur unzureichend getestet.
Und genau deshalb lächeln Tester, wenn etwas schief geht. Nicht weil es falsch ist, sondern weil es lebt.
Autor
Richard Roeffen ist Freelance Test Automation Specialist und postet auf LinkedIn seine Gedanken rund ums Thema Test (teilweise auf holländisch, aber in Zeiten von Google Translate ist das zum Glück kein Hindernis mehr). Herzlichen Dank für die Erlaubnis zur Verwendung der Beiträge!
